Jeder kennt Rituale und hat vermutlich schon mindestens einmal im Leben einem beigewohnt: Eine rauschende Junggesellenparty vor der Hochzeit, ein Richtfest nach dem Fertigstellen eines Rohbaus mit Dachstuhl oder das Zerscheppern einer Sektflasche bei der Schiffstaufe – Rituale gehören weltweit einfach zum Lebensalltag dazu.
Auch bei einem Schulbau in Nepal darf ein traditionelles Ritual zur festlichen Eröffnung der Baustelle nicht fehlen: Eine Puja. Deshalb hat unser Team in Bihi drei Lamas gerufen, die die Puja auf dem Gelände der neuen Schule abgehalten haben. Lamas sind im Buddhismus die Lehrer des Dharma, also der religiösen Verpflichtungen.
Die Puja ist gleichzeitig ein buddhistisches sowie hinduistisches Ritual, bedeutet jedoch im Hinduistischen etwas anderes als im Buddhistischen. Auch unterscheidet sie sich zu dem innerhalb des Buddhismus je nach buddhistischer Tradition (tibetischer Buddhismus, nepalesischer Buddhismus, indischer Buddhismus …). In Bihi wurde eine buddhistische Puja für das Land, auf dem die Schule gebaut wird, abgehalten. Dabei erfüllte sie verschiedene Zwecke: Während der Puja wurde zum Beispiel für die Insekten und Würmer gebetet, die beim Ausgraben für das Fundament getötet werden. Gleichzeitig wurde gebetet, dass der Boden für die zukünftige Schule stets ein sicherer Standort sei. Die Lamas beteten außerdem dafür, dass keine Unfälle auf der Baustelle passieren und alle Helfer unversehrt ihre Arbeit entrichten können.
Extra für die Zeremonie kamen drei Lamas aus benachbarten Dörfern und beteten den ganzen Tag. Nach den Gebeten gingen die Lamas um die Baustelle herum und verbrannten schließlich einen Wacholderstrauch in der Mitte des Geländes. Zum Abschluss der gelungenen Zeremonie feierten die Dorfbewohner, Mitarbeiter und Geistlichen die erfolgreiche Eröffnung der Baustelle mit einem gemeinsamen Umtrunk. Als Zeichen der Anerkennung und des Danks überreichte unser Team den Lamas einen traditionellen tibetischen Schal.